Wege zur Selbstwerdung. Weibliche und männliche Energie.

Eine weitere Methode, die im Prozess der Selbstwerdung nützlich sein kann, ist die Arbeit mit männlichen und weiblichen Energien. C.G. Jung befasste sich mit dem Thema weibliche Energie „Anima“ und männliche Energie „Animus“ im Kontext von Schattenarbeit und Verdrängung. Diese Energien symbolisieren die Polaritäten Yin und Yang. Die beiden gegensätzlichen Pole gehören untrennbar zusammen und bilden eine Ganzheit. Weibliche Energie repräsentiert unter anderem folgende Eigenschaften: empfangend, passiv, intuitiv, emotional, hingebend, entspannt, weich und ruhig. Männliche Eigenschaften stehen unter anderem für gebend, aktiv, rational, angespannt, hart, beweglich.

In Situationen, in denen es darum geht, sich selbst treu zu bleiben, Autonomie zu wahren, sich zu schützen oder eigene Grenzen zu vertreten, ist männliche Energie gefragt. Weibliche Energien benötigt man, wenn es darum geht, sich anzupassen, etwas oder jemanden einzuschätzen, mit Gefühlen umzugehen oder wenn es unmöglich ist, etwas zu kontrollieren. Immer wenn man sich auf einer weiblichen Eigenschaft konzentriert und daran arbeitet, wird man gleichzeitig an dem männlichen Gegenpol arbeiten, sonst gerät man in ein Ungleichgewicht. Als Beispiel kann die männliche Eigenschaft Entscheidungsfähigkeit dienen. Wenn man sich auf sie konzentriert und daran arbeitet, ist es notwendig, gleichzeitig an dem weiblichen Gegenpol zu arbeiten – Loslassen und Vertrauen. Andernfalls wird man immer die Kontrolle übernehmen und anderen Entscheidungen abnehmen wollen.

Das Ziel bei der Arbeit mit den Energien ist es, immer die Polarität ausagieren zu können, die gerade von den Umständen gefordert wird. Auf diese Weise ist es wichtig zu lernen, bestimmte Eigenschaften zu schulen, sodass man über Möglichkeiten verfügt, den Anforderungen des Lebens zu begegnen. Diese Eigenschaften sollten sowohl auf andere Menschen, als auch auf sich selbst bezogen sein. Durch diese Art und Weise ist man in der Lage, eigene Bedürfnisse zu stillen und gesunde Beziehungen zu kreieren.

Quelle:

L. Wienberg, Seelische Archetypen – Das Praxisbuch, Edition Seele, s. 40 – 54.