Selbstwerdung

Selbstwerdung (auch Individuationsprozess genannt), Bewusstwerdung des Unbewussten, ist der zentrale Begriff der Jung’schen Psychologie. Bewusstheit hat für C. G. Jung den größtmöglichen Stellenwert. Der Psychiater glaubte, dass zwischen dem 32. und dem 38. Lebensjahr eine tiefe Wandlung in jedem Menschen stattfinden soll. Die Probleme und Bedürfnisse, welche vorher vernachlässigt und verdrängt wurden, kommen in diesem Alter zum Vorschein. Die zweite Lebenshälfte sollte der Suche nach dem Selbst gewidmet sein.

Das ist ein Prozess der Reifung, in dem man Ängste und die Abhängigkeiten von anderen überwindet. Der Mensch soll sich kennen lernen und annehmen, mit allen Möglichkeiten und Schwierigkeiten. Der Prozess soll zur Integration der Person und zum Selbst führen. Im Verlauf des Prozesses erkennt man die eigene Besonderheit und bringt diese zum Ausdruck.  Man sollte zum Einzelwesen werden und von Elternkomplexen und gesellschaftlichen Erwartungen abgelöst sein. Dadurch erreicht man Autonomie und lebt authentisch.

Die Individuation ist immer ein Annäherungsprozess, da der Mensch nicht weiß, wer er letztlich ist. Hier gilt es immer mehr an sich wahrzunehmen, was mit der eigenen Persönlichkeit stimmig ist. Selbstwerdung ist sowohl ein interner, als auch ein interpersonaler Prozess. Man lernt nicht nur verschiedene Seiten von sich selbst kennen, indem man mit dem Bild von sich selbst in Kontakt tritt, sondern lernt auch in Beziehungen mit anderen Menschen. Die Entwicklung von Autonomie ist untrennbar mit der Entwicklung von Beziehungsfähigkeit verbunden[1]. Psychotherapie und psychologische Beratung soll eine Hilfe für den Menschen sein, um die Hindernisse auf diesem Weg zu beseitigen.


[1] Kast Verena, Individuationsprozess, www.cgjung.org, https://www.cgjung.org/texte-und-einblicke/apthemen/item/161-individuationsprozess.html

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Wege zur Selbstwerdung. Selbstreflexion.